Ich fühle mich erschöpft. Ich fühle mich müde vom vielen tragen, er-tragen… müde vom Funktionieren in einer patriarchalen Gesellschaft. Müde, mich als weibliches Wesen abwerten lassen zu müssen, müde, mich untergeordnet und minderwertig fühlen zu sollen. Einfach müde. Da ist Angst, Angst nicht stark genug zu sein, Angst sich authentisch zu zeigen, Angst allein dazustehen, Angst jemanden oder gar alles zu verlieren. Angst zu sich selbst zu stehen. Angst öffentlich an den Pranger gestellt zu werden, Angst in den Abgrund zu stürzen oder gestürzt zu werden. Einfach weil ich so bin wie ich bin. Da ist Unsicherheit, da ist Kälte, da sind Menschen – vor allem Männer, die laut schreien, mit Dreck um sich werfen und trotzig die Zähne fletschen. Da ist Wut, da ist Hass, da sind Lügen. Da sind zum Teil neue, zum Teil jahrhunderte- oder gar jahrtausendealte Fehden und Kriege. Machtkämpfe. Da ist Disharmonie und da ist Angst, nicht zu genügen. Da ist die Frage „Bin ich schuld daran?“ „Trage ich Schuld, weil ich ein Mensch bin? Weil ich eine Frau bin?“ Es raubt Energie, es raubt Bodenhaftung, es raubt Freude, es raubt Wärme. Da stockt etwas im Innen oder ist bereits blockiert. Doch da öffnet sich auch Raum, sich dieser Müdigkeit, dieser Erschöpfung hinzugeben, in sie hineinzublicken. Abgeschirmter, neutraler Raum zum durchatmen, Raum für dich selbst, für dein authentisches, echtes Ich. Es öffnet sich ein Raum unendlicher Geborgenheit, Sicherheit, Wärme, Ruhe, Liebe, Weisheit, Güte… Raum, um einfach zu SEIN. RAUM für dich. Raum für Weiblichkeit. Raum für Zauber*innen wie dich und mich. Jetzt. Mein innerer Weltraum ist immer da. Er verändert sich manchmal, ist mal präsenter, mal weniger. Er ist wie ein goldenes Ei. Ohne harte Ecken und Kanten. Draussen steht eine Wächterin vor der verschlossenen Tür, sie schirmt das Innen ab. Da drin ist es warm, schön, gemütlich, friedvoll, ruhig, hell, aufgeräumt, harmonisch. Da brennt ein Feuer im Kamin oder draussen in der dunklen Nacht. Da gibt es kuschelige Schaffelle die wärmen, schönes Porzellan, warmes Licht von Kronleuchtern und Kerzen. Da steht eine grosse Badewanne mit Wasser, das niemals abkühlt und immer wunderbar duftet und entspannt. Durch grosse Fenster erschliesst sich die traumhafte Aussicht auf zerklüftete, schneebedeckte Berge, auf saftige Wiesen und auf einen einladenden See. Ich sehe raus, aber niemand kann reinsehen. Es gibt einen direkten Zugang zum einsamen, weissen Sandstrand und zum blauen Meer, das zum Baden oder Barfussspaziergang einlädt und sich zeitweise in stürmische See verwandelt. Es gibt Lachs- und Avocadobrötchen mit Chili, Chips, Rotwein, extra-dunkle Lindor-Kugeln und Mokka-Joghurt, selbst fermentierter Kambucha aber auch frisches Obst und Gemüse im Überfluss. Im kleinen Wald stehen Lieblingsbäume und da leben Eichhörnchen, Rehe und schlaue Füchse. Da gibts Wildkräuter die ich sammle und die mich nähren. Windgeschützt an der Wand steht ein gemütliches Bänkli an der Sonne. An lauen Sommerabenden lade ich liebe Freunde ein. Wir sitzen am Feuer, trinken Rotwein oder Bier, führen tiefgründige Gespräche, braten eine Wurst am Stecken und singen fröhliche Lieder. Auch Farbstifte, Eddings und Papier ist da.Gelegentlich kreist der Milan hoch über mir und ruft mir zu: „Komm breite deine Flügel aus und flieg hoch in den Lüften mit mir“… Hier fühle ich mich wohl, geborgen, in Sicherheit. Hier geniesse ich das ‚in Ruhe sein‘, das ‚ich selbst sein‘ das ‚einfach sein‘. Hier tanke ich auf, sammle Kraft für den Alltag. Ich bin dankbar, dass einiges bereits im Aussen den Weg zu mir gefunden hat. Der warme, helle, neutrale Praxisraum als Ruheinsel, das Bänkli, der nahe Wald, die Lachs- und Avocadobrötchen, das Feuer, das Mokka-Joghurt, liebe Menschen und tiefgründige Gespräche… Was aus meinem inneren Kosmos darf sich als nächstes im Aussen manifestieren? Ist es vielleicht das Häuschen am einsamen Strand? Ist es die Gabe, sensible Menschen zu ihrem ganz persönlichen inneren Raum zu begleiten. Oder jene Gabe, mit meiner Präsenz Ruhe zu verströmen und damit Schmerz, Leere, Kälte oder das Nichts zu entfernen und dir zu zeigen, wie du deinen eigenen inneren Raum mit Sicherheit, Ruhe, Geborgenheit, Wärme, Liebe und Güte füllst und erfüllst? Was immer es auch sein mag… ich blicke der Erschöpfung, der Müdigkeit ins Gesicht, freue mich am HIERUNDJETZT, am Ausruhen, freue mich an der Ruhe, am SEIN.