Er kommt von einem Vortrag des SAC zurück. Über eine Expedition,… einer kleinen, jungen, zierlichen Frau, schwerer Rucksack mit allem drum und dran: Er daheim: «Diese Frau ist echt TOUGH! Sie fragt irritiert: «Gibt es noch andere Frauen, die du TOUGH findest?» Er überlegt eine Weile und antwortet leicht abwehrend: «Nein, es fällt mir grad keine ein…» Echt jetzt? Wie bitte? Da war eine junge, sportlich äusserst fitte, durchtrainierte Frau auf Expedition für ein paar Wochen? Monate? und er findet sie TOUGH? In letzter Zeit haben sich die Gemüter öfters erhitzt – also eigentlich vor allem ihres. Sie hat öfter betont, dass sie das ganze Familybusiness-Management extrem erschöpft und auch langweilt, so wie es all die Jahre gelaufen ist. Sie hat verschiedene Änderungen angestossen und umgesetzt, mit denen sie dieser Dauerüberdosis entgegenwirken möchte. Sie hat öfter betont, dass sie momentan einfach nicht mehr geben kann und auch nicht will in der Partnerschaft, in der Familie. In ihrem Kopf wird’s lauter und dabei kommt aus ihrem Mund schliesslich: Du findest also zum Beispiel (d)eine Familienfrau nicht TOUGH? Eine Frau, die seit das erste Kind gezeugt ist, den ganzen verdammten Familienbalast trägt? NICHT TOUGH? Einfach normal und selbstverständlich? In all den Jahren hat sie alles gegeben und das war extrem viel. Zu viel? Anscheinend nicht, denn er sieht es nämlich nicht mal. Er sieht sie nicht. Denn er will mehr. Sie soll ihm mehr geben. Mehr gemeinsame Paarzeit, mehr Nähe, mehr gemeinsame Familienzeit. Echt jetzt? Diese Familie lebt in der wohlhabenden Schweiz, mittelständisch, mit eigenem Haus. Das Konstrukt ‚Familie‘ in der «weissen» wohlhabenden Wirtschaft ist eine verdammt endlose und verdammt TOUGHE Expedition! Die wohl TOUGHste Expedition, die eine Frau überhaupt antreten kann. Meist unverhofft und ohne Vorbereitung. Sie startet mit der Zeugung des ersten Kindes und wann endet sie? Dann, wenn das Familienmanagement «hops» geht? Sie durchdreht? Sie ein Burnout oder Boreout erleidet? Weil sie einfach nicht mehr kann? Ach wo, ist doch alles normal. Nur Phasen, die sich aneinanderreihen. Ist doch selbstverständlich, dass die gesamte Last von der Frau getragen wird. War schon immer so. Sie muss sich halt ein wenig «reingeben»… Sie trägt in ihrem Körper das heranwachsende Baby mit Allem was dazugehört: Morgendliches Kotzen – wenn jetzt noch nicht gekotzt werden muss, dann kommt spätestens in ein paar Jahren die Galle hoch. Müdigkeit, Erschöpfung, Fressattacken, Gewichtszunahme, Depressionen, Grenzüberschreitungen… usw. Sie erlebt bereits in der Schwangerschaft vieles davon, was in den kommenden Jahren um den Faktor X multipliziert wird. Nur weiss sie es zum Glück noch nicht. Ist das Baby erst auf der Welt wird Verfügbarkeit rund um die Uhr gefordert. Keine freien Tage, keine Ferien. Tag- und Nachtdienst ohne Zulagen, ohne Pausen. Familienferien als Alltag unter erschwerten Bedingungen. Die Frau kann sich ja danach wieder erholen. Kann sie das wirklich? Dann, wenn der Mann jeweils wieder zur Arbeit muss – genau nach Arbeitsgesetz geregelt. Er darf keine Minute der Jahresarbeitszeit für die Familie einsetzen, muss Feiertage und Ferien bis Ende Jahr beziehen, Überstunden werden ausbezahlt oder als Zeitguthaben gutgeschrieben. So funktioniert dieses System. Also Familybusiness-Managerinnen: Immer schön fair bleiben und dem Mann alle Freiheiten geben, die er braucht, damit er sich in der Familie erholen kann, dass es ihn nicht «lüpft». Fahrt immer schön an den Wochenenden und Ferien mit ihm und den Kindern weg, denn Familytime ist das Wichtigste zur Erholung überhaupt. Zumindest für den berufstätigen Papa. Wer packt für die Kinder? Wer ist dafür verantwortlich, das alles rund läuft? Wer motiviert die Kids für die Unternehmungen des Papas? Wer bewältigt den Wäscheberg? Sind solche Fragen überhaupt Fragen? Nein, natürlich nicht. Die Eierlegende Wollmilchsau alias Mama schmeisst das ganze Familienbusiness allein. Muss sie ja. Er muss sich schliesslich erholen können und bringt die Brötchen heim, die dann am Wochenende nicht im trauten schönen, von der Mama aufgeräumten Heim, sondern auswärts auf dem Campingplatz oder sonst wo verspiesen werden. Er hat einen stressigen Geschäftsalltag zu bewältigen und muss sich darum an den Wochenenden und in den Ferien in der aktiven Familytime erholen. Und das kann er am besten, wenn die ganze Familie einfach mitmacht, was er will… Geht das unter Nötigung? Ach wo… So macht ja einfach mit, sagt nichts, wehrt sich nicht dagegen. Stimmt also stillschweigend zu. So funktioniert es eben, dieses System. Wer trägt nun also den schwersten aller Rucksäcke auf der längsten und anstrengendsten aller Expeditionen? Und: Interessiert das überhaupt irgendjemanden in diesem supertollen patriarchalen System mit Gesetzen und Regeln für alles und jedes noch so kleine Irgendwas? Nur macht bitte keine Vorgaben für den Familienalltag. Wie viele Stunden, wie viele Tage oder Wochen darf eine Familienfrau am Stück arbeiten? Kinderbetreuung, Haushalt, auswärtige Arbeit aneinandergereiht? Wieviele Ferientage, Freitage hat sie zur Verfügung?? Wann gibts Dienstaltersgeschenke? Welche Entlöhnung ist gerechtfertigt? Welches sind die Mindestlöhne? Es ist nichts geregelt, es gibt keine Arbeitnehmerverbände, keine Richtlinien. Nichts. Sie ist eine einsame Kämpferin. DAS IST ECHT TOUGH, oder? Hat dir schon jemand gesagt wie TOUGH du bist? Ich schreib das hier darum jetzt in Grossbuchstaben und richtig fett: «DU, FAMILIENFRAU, BIST ECHT DIE TOUGHSTE FRAU, DIE ICH JE AUF DIESEM PLANETEN GETROFFEN HABE». Du schaust jahrelang, tagein-tagaus, für das traute Heim, sorgst für Wärme und Geborgenheit für alle, Sauberkeit, besorgst und kochst genügend und leckeres, abwechslungsreiches, gesundes Essen, verteilst Streicheleinheiten egal ob es dir grad «drum» ist oder nicht, gehst nebenbei noch auswärts arbeiten, einfach, dass du zwischendurch auch mal etwas „Freizeit“ hast… und, und, und… Wenn jemand, inklusive dem Mann, was auch immer für ein Bedürfnis hat, erfüllst du dieses, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Geschweige denn, dich zu fragen, ob du das oder sonst irgendwas für dich willst. Du steckst im Beruf zurück, verzichtest auf dich selbst, organisierst alles für Mann und Kinder, verteilst Liebe ohne Ende. Auch dann, wenn du dir ausnahmsweise und höchstens einmal im Jahr ein paar Tage Auszeit für dich gönnst. Falls du überhaupt noch weisst, wie das geht. Wieso tust du das? Weil du die Kids liebst? Oder einfach dafür, dass dein Mann eines Tages sagen kann: «Diese kleine